Umgang mit den Mitmenschen |
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Der Islam legt auf die richtigen Umgangsformen mit den Mitmenschen großen Wert. Gegenseitige Aufrichtigkeit, Bescheidenheit, Hilfsbereitschaft, Höflichkeit, Respekt, Freundschaft und Umgänglichkeit werden groß geschrieben. Wir wollen die wichtigen Punkte zusammenfassen:
Ø Ø Wir haben gegenüber den Menschen stets ein lächelndes Gesicht, ein offenes und sauberes Herz und ein schönes Wort.
Ø Ø Wir behandeln jeden einzelnen Menschen freundlich, und wir quälen niemanden. Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte einmal:
Von Dschaabir (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte:
"Muslim ist jener, vor dessen Hand und Zunge (d.h. vor dessen Handlungen und Worten) andere Muslime verschont sind." (Muslim, Iman: 65)
Ø Ø Wir geben zu Ärger keinen Anlass. Ein Muslim darf seine gläubigen Brüder nicht mehr als drei Tage aus irgend einem Ärger verlassen. Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte:
Von Abu Ayyuub al-Ansaarii (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte:
"Es ist einem Muslim nicht erlaubt, seinen Bruder mehr als drei Tage zu verlassen." (Muslim, Birr: 25)
Ø Ø Wir verhelfen den sich untereinander ärgernden Muslimen zu einer besseren Beziehung. Allah sagte im Qur’an:... benehmt euch vor Allah ehrerbietig und versöhnt euch miteinander..." (Al- Anfaal 8:1)
Ø Ø Wir untersuchen und beanstanden die Fehler der Menschen nicht sondern verdecken sie und helfen durch guten Rat. Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte einmal zu diesem Thema:
Von Abdullaah b. 'Omar (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte:
"Wer die Fehler eines Muslims zudeckt, dem wird Allah, der Erhabene, seinen Fehler am Tage der Auferstehung bedecken." (Buhaarii, Mazaalim: 3)
Ø Ø Wir unterstützen die gläubigen Brüder während ihrer Abwesenheit bzw. wir verteidigen sie gegen unwahre Vorwürfe. Mohammad (s.a.s.) sagte:
Von Abu Hurayrah (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte:
"Allah, der Erhabene, ist die Hilfe seines Dieners, solange dieser die Hilfe seines Bruders ist." (Muslim, Dikr: 38)
Ø Ø Wir handeln den Älteren gegenüber respektvoll, den Jüngeren und Armen gegenüber liebevoll und barmherzig. Diese Regel muss in der Familie sorgfältig beachtet werden. Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte einmal:
Von Anas b. Maalik (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte:
"Derjenige, der sich unserer Jüngeren nicht erbarmt und unsere Älteren nicht ehrt, ist nicht von uns." (Tirmiidii, Birr: 15)
Ø Ø Wir verwenden untereinander den islamischen Gruß. Es ist Sunnah, Salaam zu geben, und Fard, den Gruß zu erwidern. Salaam ist unter den Muslimen der Ausdruck der gegenseitigem Brüderlichkeit und Freundlichkeit. Allahs Gesandter, unser lieber Prophet Mohammad (s.a.s.), empfiehlt uns die ständige Verwendung des Salaams:
Von Abu Hurayrah (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte:
"Ihr tretet nicht eher ins Paradies ein, als bis ihr glaubt; ihr glaubt nicht, bis ihr euch gegenseitig liebt. Ich zeige euch etwas. Wenn ihr es regelmäßig erfüllt, werdet ihr einander lieben: Verbreitet Salaam (=den islamischen Gruß) unter euch." (Muslim, Iman: 93)
Der islamische Gruß besteht aus zwei Sätzen:
"Friede sei mit Euch!" - "Friede sei auch mit Euch!"
Bei der Ausübung des Salaams sprechen den ersten Satz die Jüngeren den Älteren gegenüber, die zu Fuß Gehenden den Sitzenden gegenüber, die von hinten Kommenden den vorne Gehenden gegenüber. Es genügt, wenn in einer Gemeinde nur einer den Salaam erwidert.
Demjenigen, der den Qur’an rezitiert, das Gebet erfüllt, die Freitags- oder Fest-Hutbah hört, soll der Salaam nicht gegeben werden. Sollte doch jemand einem Solchen den Salaam geben, so soll dieser nicht antworten.
Ø Ø Wir machen beim Zusammenkommen Musafahah. Es ist eine sehr verbreitete Sunnah, bei der Begegnung einander die Hand zu geben und dabei "Allaahumma salli ‘alaa Sayyidinaa Muhammadin wa alaa aali' Sayyidinaa Muhammad" zu sagen, und beiderseits nach der Gesundheit zu fragen. Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte einmal in Hinblick auf die Musaafahah:
Von AI-Barra' (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte:
"Wenn zwei Muslime einander begegnen und einander die Hand geben, wird ihnen verziehen (werden sie gesegnet), bevor sie auseinander gehen." (Ibn Maadschah, Adab: 15)
Ø Ø Wenn jemand geniest hat, sagt er "Al-HamDulillaah". Der Muslim, der sich beim Niesenden befindet, sagt: "Yarhamu-kallaah", worauf der antwortet: "Yahdiinaa wa yahdiikumullaah". Außerdem soll man beim Niesen den Mund mit einem Taschentuch bedecken, um die Anwesenden nicht zu belästigen.
Ø Ø Man soll seine Freunde besuchen. Wir Muslime besuchen zu geeigneten Zeiten unsere Verwandten, Bekannten und Freunde. Diese Besuche sind Symbol der Freude und Treue. Man soll bei einem Besuch etwas, was möglich und entsprechend ist, anbieten. Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte einmal:
Von Anas b. Maalik (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte:
"Wenn Besuch zu Euch kommt, bietet ihm (etwas) an." (Qudaaii, Musnadu s-Schihab, 445-446)
Zu unseren wichtigen Aufgaben gehört" Kranke zu besuchen. Beim Besuch sprechen wir unsere Besserungswünsche aus und sprechen Duaa. Außerdem geben wir unsere Bereitschaft zur Hilfe kund. Man soll auch bei Kranken nicht zu lange sitzen bleiben. Eine Lehraussage Muhammads (s.a.s.) lautet folgendermaßen:
Von Abu Hurayrah (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte:
"Folgende fünf Handlungen sind Pflichten eines Muslims gegenüber seinen Brüdern: Nach dem Salaam, den Salaam zu erwidern (d.h. "Wa alaykumus-Salaam" zu sagen); dem Niesenden " Yarhamukallah" zu sagen; zur Einladung zu kommen; die Kranken zu besuchen; die Toten bis zum Ende des Begräbnisses zu begleiten." (Muslim, Salaam: 4)
Ø Ø Man soll eine Einladung annehmen. Sowohl eine Einladung zu geben als auch eine Einladung anzunehmen pflegt die gegenseitige Brüderlichkeit und Freundlichkeit. In einem Hadis sagte Allahs Gesandter (s.a.s.):
Von Ibn 'Omar (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte:
"Wenn einer von euch seinen Bruder einlädt, so soll dieser zur Einladung kommen, zum Hochzeitsessen u.ä." (Muslim, Nikaah. 100)
Ø Ø Man soll aufstehen, um die Älteren zu ehren. Wir Muslime dürfen aufstehen, um im Stehen die Brüder zu empfangen, wenn sie zu uns kommen. Insbesondere in Gebieten, wo es üblich ist, aufzustehen, soll man die Gäste, die Älteren und die Gelehrten im Stehen empfangen, sonst könnte es Missverständnisse geben. Mohammad (s.a.s.) sagte einmal:
Von Abu Saiid al-Hudrii (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte: "Steht für euren Vorstand auf " (Muslim, Dschihaad: 64)
Es ist auch erlaubt, die Hände der Eltern und der großen islamischen Persönlichkeiten zu küssen. Aber es ist Makruuh, aus irgendeinem diesseitigen Interesse jemandes Hand zu küssen.
Ø Ø Man soll die Rechte der Nachbarn beachten. Die Nachbarschaft hat im Islam eine besondere Bedeutung. Es ist Sunnah, den Nachbarn etwas Schönes zu schenken und anzubieten. Ein Muslim darf die Nachbarn in keiner Weise stören. Wenn wir gute Nachbarn haben wollen, müssen wir zuerst selbst gute Nachbarn sein. Unser lieber Prophet Mohammad (s.a.s.) sagte einmal:
Von Saiid b. Maaruf (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte:
"Sucht den Nachbarn vor dem Ankauf der Wohnung und sucht den Freund vor dem Reiseweg." (Qudaaii, Musnada s-Schihaab, 412)
Folgender Hadis macht uns Muslime auf die Nachbarn aufmerksam:
Von Abu Hurayrah (r.a.); Allahs Gesandter (s.a.s.) sagte:
"Derjenige, von dessen bösen Handlungen sein Nachbar nicht verschont ist, darf nicht ins Paradies eintreten." (Muslim, Iman: 73)
Kurzlegende: DER WERT GUTER NACHBARSCHAFT
Imam Hasan wohnte im Fatih-Gebiet in Istanbul und arbeitete seit zwei Jahrzehnten im "Schayhu1-Islam-Amt". Wegen der Hochzeit seiner beiden Töchter schuldete er einigen Geschäften einen Gesamtbetrag von 20 Goldlira. Nachdem er einige Male mit seiner Frau gesprochen hatte, beschloss er, seine Wohnung zu verkaufen. Mit diesem Geld wollte er sodann eine kleinere Wohnung kaufen und seine Schulden zurückbezahlen. Ein Amtskollege von Imam Hasan wollte die Wohnung kaufen und fragte nach dem Preis. Er' meinte: "120 Goldlira. " Der Kunde besichtigte die Wohnung und sagte danach: "120 Goldlira sind zuviel. Die Wohnung ist 100 Goldlira wert." Imam Hasan erwiderte: "Das ist richtig. Doch würden Sie nicht für die gute Nachbarschaft von 'Osman Aga 20 Goldlira mehr ausgeben?" Am nächsten Abend kam 'Osman Aga zu Imam Hasan zu Besuch und überreichte ihm 20 Goldlira und sagte: "Lieber Freund! Warum haben Sie uns die Angelegenheit nicht mitgeteilt? Bleiben sie bitte in ihrer Wohnung. Es ist nicht so einfach, einen würdigen Nachbarn wie Sie zu finden. Bezahlen Sie uns diese 20 Goldlira in zwei Jahren zurück.
Textquelle:MEIN LEBEN FÜR DEN ISLAM 1 / RELIGIONSLEHRBUCH / Verfasser:Baki Bilgin
IslamischeGlaubensgerneinschaft in Österreich/Wien 1995