Ibrahim und Ismail bauen die Kaaba

 

Als Ismail zum Mann herangewachsen war, konnte man das öde Wüstental, in dem Ibrahim ihn und seine Mutter einst zurückgelassen hatte, nicht mehr wiedererkennen. Statt kahler Felsen und trockenem Sand war um den Brunnen Zamzam herum eine richtige Stadt entstanden. Immer, wenn Ibrahim Ismail und seine Mutter besuchen kam, war die Stadt wieder um ein paar Häuser angewachsen. Auf dem Markt gab es viele verschiedene Waren und merkwürdige Dinge, denn die Stadt lag ja gerade an der Karawanenstraße zwischen Palästina und Jemen und hatte deshalb Verbindung mit Ägypten, dem Zweistromland, Afrika und sogar Indien. Die reisenden Kaufleute freuten sich, einen angenehmen Rastplatz gefunden zu haben. Sie luden ihre Waren ab: Elfenbein, Gewürze, seltsame Stoffe, edle Steine und Metalle. Sie tränkten ihre Tiere, ruhten sich aus und zerstreuten sich beim Geschichten erzählen und beim Vortragen von Gedichten.

Diese Stadt nannte man Mekka.

Allah gab Ibrahim und Ismail den Befehl, in Mekka ein Haus zu bauen. Aber in diesem Haus sollte niemand wohnen. Darin sollten sich die Menschen versammeln, wenn sie zu Allah beten wollten, ohne dass jemand störte oder ablenkte. Ibrahim und Ismail sammelten schwere Steine und bearbeiteten sie, so dass sie richtige Bausteine wurden. Mitten in der Stadt auf einem großen freien Platz begannen sie dann mit der Arbeit. Als sie das Fundament gelegt hatten, beteten sie gemeinsam zu Allah: "Unser Herr, nimm diese Pflicht von uns an. Du bist doch der, der alles hört und weiß. Unser Herr, mach uns zu Deinen Dienern, und lass auch unsere Nachkommen Deine Diener sein. Zeig uns, wie wir zu Dir beten sollen, und vergib uns. Nur Du bist der Vergebende, der Barmherzige. Unser Herr, erhebe aus ihrer Mitte einen von ihnen als Deinen Gesandten, damit er ihnen Deine Offenbarung vorträgt und sie in der Schrift und Weisheit unterrichtet, und lass sie gedeihen und wachsen. Nur Du bist der Mächtige und Weise."

Das Gebetshaus wurde ein einfaches, würfelförmiges Gebäude. Es war größer als die übrigen Häuser von Mekka, denn damals bauten die Menschen noch nicht Häuser mit mehreren Stockwerken. Täglich versammelten sich die Einwohner von Mekka dort zum Gebet oder um den Weisen zuzuhören, wenn sie von Allah und seinen Gesandten erzählten.

Da dieses Gebetshaus ein würfelförmiges Aussehen hat, nennt man es auf arabisch Kaaba. Jahrtausende sind bisher vergangen, und die Kaaba steht noch immer im Zentrum von Mekka. In der Zwischenzeit hatten die Menschen sie für ihren Götzendienst mißbraucht, bis unser Prophet Muhammad (Allahs Segen und Frieden seien mit ihm) kam und die Götzen hinauswarf und die Menschen an Allah, den einzigen Gott, erinnnerte. Einst wollte auch ein fremder König mit seinem Heer von Elefanten Mekka erobern und die Kaaba zerstören, aber Allah sandte eine Schar Vögel, welche die Elefanten aus der Luft mit Steinen bewarfen, so dass sie ihre Reiter abschüttelten und entsetzt die Flucht ergriffen.

Jedes Jahr reisen Tausende von Muslimen nach Mekka. Sie laufen um die Kaaba herum, wie die Planeten um die Sonne kreisen. Längst ist dieses Gebetshaus zu klein für all die Menschen, erst durch Ibrahim, Allahs Freund, und Ismail, der aus Liebe zu Allah bereit war zu sterben, und zuletzt durch Allahs letzten Gesandten Muhammad (Allahs Segen und Frieden seien auf ihm), der die ganze Menschheit dazu aufrief, Brüder und Schwestern im Islam zu sein. Allahs Friede sei mit Ibrahim und Ismail.

Quelle: Geschichten der Propheten aus dem Qur'an; Islamisches Zentrum Hamburg e.V. DIE MOSCHEE